Woran es liegt, dass auf allen Karrieresites das Gleiche steht und wie man es auf seiner eigenen Karrieresite besser machen kann

Illustration zum Thema Employer Branding mit Laptop, Sprechblasen und Papierflieger.

Kurz vorab:

Was ich hier beschreibe, entspringt meinen persönlichen Beobachtungen – aus einem Jahrzehnt Employer Branding auf Agenturseite und aus über 1000 Tiefeninterviews mit Arbeitnehmern aus allen erdenklichen Branchen; Pharmakonzerne, Luxushotels, Kläranlage, Software-Schmieden, wissenschaftlichen Institute, Metallverarbeiter, Energieversorger, Handwerksbetriebe, Reedereien, Krankenhäuser und viele mehr.

Also:

Ist euch aufgefallen, dass auf Karrieresites die immer gleichen Inhalte zu finden sind: vielfältige und spannende Aufgaben, gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Wertschätzung, tolles Team. Manchmal finden wir noch eine Liste von vier oder fünf Arbeitgeberwerten und seit etwa zwei Jahren den höheren Sinn. Oft sind Leidenschaft und Verantwortung dabei. Ende. Benefits, die auch überall gleich sind.

Ich frage mich:

Gibt es denn nichts anderes zu sagen? Nichts Spannenderes? Nichts Individuelleres? Wenn man sich schon die Mühe macht, eine Karrieresite aufzubauen, Fotos zu machen, Texte zu schreiben und das alles programmieren zu lassen, warum um alles in der Welt wird fast überall die inhaltliche Ebene ausgeblendet? Ihr wollt doch die Leute von euch begeistern. Also frage ich euch, liebe HRler: Wo sind eure Geschichten? Eure Herausforderungen? Wo sind die kleinen und großen Heldentaten eurer Mitarbeiter? Was mögt ihr? Was nicht? Wieso soll ich bei euch arbeiten? Und nicht bei den anderen hunderttausend Unternehmen, die das Gleiche sagen wie ihr?

Ich vermute, Folgendes ist das Problem:

Die Unternehmen wissen nicht, was sie da draußen über sich sagen sollen. Was an ihrer Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Der Chemie-Riese weiß nicht, dass seine Produktionsleute sich immer vor der Frühschicht zum gemeinsamen Frühstück treffen

(Wir sprechen von 5 Uhr morgens.) Die Kläranlagenleute kommen nicht auf die Idee zu sagen, dass sie im Sommer in der Mittagspause oft grillen. Im Luxushotel wird man als Mitarbeiter auch noch mitgeschleift, wenn man öfters mal Mist macht, weil die Chefin ein Mama-Typ ist und ein großes Herz hat. Die Techniker teilen sich jeden Morgen die Arbeiten so auf, wie sie Spaß haben. Keiner muss machen, was er absolut nicht will. Die Chemikanten sind glücklich, weil sie nur super anspruchsvolle Synthesen machen. Die Facharbeiter sind glücklich, dass sie keine Ungelernten im Team haben. Die Rechtswissenschaftler sind begeistert, dass ihr Name unter den Studien erscheint und nicht nur der Name der Leitung. Die Betriebsingenieure freuen sich, dass sie immer mal in andere Bereiche hineinschnuppern können. Die Anästhesieschwestern haben es lieber mit schlafenden, als wachen Patienten zu tun, weil sie sie dann nicht nerven. Die Mechatroniker finden es super, dass bei ihnen im Werk alles blitzsauber ist, im Gegensatz zur Konkurrenz, wo das Öl von der Decke tropft. Die Liste ist endlos, endlos, endlos.

Das gehört auf die Karriereseite. Eure individuellen Geschichten. Und nicht die Floskeln über Weiterentwicklung und Lebenssinn.

Dann holt euch Hilfe von außen, Profis, die wissen, wie sie an Euren Schatz rankommen, ihn zu Tage fördern und dann vermarkten. Macht es besser nicht selbst, das kostet Zeit, die ihr nicht habt. Und braucht Methoden, die ihr nicht kennt. Würde Öl auf eurem Grundstück gefunden, würdet ihr auch nicht selbst danach buddeln.  

Nicht schauen, was die anderen machen, sondern auf sich selbst gucken!

Autorin: Sibylle Frank, Inhaberin Agentur Heldenstreich