H2H ist das neue HR: Human to Human statt Human Resources

Ein Aha-Erlebnis für alle Recruiter …

 

Arbeitgeberkommunikation ist immer Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. Auf der einen Seite steht einer, der sagt: Komm zu mir, verbringe die nächsten Jahre acht bis zehn Stunden am Tag in meinem Haus, lebe mit mir und meinen Leuten und lass dir von mir sagen, was du zu tun hast. Wann und wie lange du Urlaub machen kannst, das bestimme ich auch. Und wenn du nicht funktionierst, werde ich dich wieder nach Hause schicken.

Auf der anderen Seite ist einer, der sich überlegt – ja was überlegt? Hier wird’s spannend:
Wenn wir über ein Jobangebot nachdenken, stellen wir uns dann nicht diese Fragen:

  • Kann ich, was diese Leute von mir wollen?
  • Mag ich diese Leute und kann ich ihnen vertrauen?
  • Werden Sie mich mögen?
  • Werde ich für sie überhaupt eine Rolle spielen oder bin ich nur ein unwichtiges Rädchen im Getriebe?

Man ist ein wenig ängstlich, je nach Selbstbewusstsein mehr oder weniger, und gleichzeitig aber auch hoffnungsfroh. Das ungefähr ist der Zustand, in dem man sich befindet, wenn man eine Stellenanzeige liest, die einen wirklich interessiert. So weit, so gut.

Hier die Botschaft für alle Menschen, die Personal suchen, also ebenfalls Menschen: 

Wie wäre es, wenn man diese Gefühle des Lesers, also des potentiellen Bewerbers ernst nähme? Wenn man versuchte, seine Sorgen zu thematisieren und so weit wie möglich zu entkräften? Das könnte in einer Stellenanzeige zum Beispiel so klingen:

„… Das klingt alles sehr anspruchsvoll, das ist uns klar. Aber wir versprechen Ihnen, dass Sie nicht allein vor diesen Aufgaben stehen. Wir sind immer für Sie da, ganz besonders im ersten halben Jahr. Wir haben auch mal klein angefangen und wissen, wie sich das anfühlt.“

 

So klingt es, wenn ein Text den Leser in seinen Mittelpunkt stellt, sein Anliegen ernst nimmt, sich auf seine möglichen Sorgen bezieht und in Beziehung zu ihm tritt. Wenn man so schreibt, dann wird der Text attraktiv, eher gelesen und man erinnert sich besser und länger an die Inhalte. Außerdem wird einem der Verfasser sympathischer.

Diese Erkenntnisse – in der Sprachwissenschaft nennt man das „Personenzentriertes Schreiben“ – könnten wir doch nutzen, wenn wir möchten, dass die Menschen uns mögen. Also in der gesamten Arbeitgeberkommunikation. Da wo der Funke überspringen soll. Da wo wir Menschen von uns begeistern möchten.

Das Produktmarketing macht uns das schon seit Jahrzehnten vor. Jeder Schokoriegel und jedes Waschmittel werden mit Emotionen belegt, die uns ans Herz gehen sollen. Aber bei der Mensch-zu-Mensch-Kommunikation versucht man seltsamerweise so sachlich wie möglich zu klingen.
Damit ist natürlich nicht gemeint, aus Stellenanzeigen eine billige Reklame zu machen. Sondern, wie gesagt, den Leser mit seinen Sorgen zum Thema des Textes zu machen und das sympathisch zu formulieren.

Statt also zu sagen: „Wir haben eine Gleitzeit-Regelung“, könnte man doch auch schreiben: „Noch ein Hinweis für alle Morgenmuffel: Macht Euch keine Sorgen. Wir haben Verständnis für Euch und außerdem eine Gleitzeitregelung.“ Dafür werden alle Software-Entwickler dieser Welt Sie lieben, oder?

Autorin: Sibylle Frank, Inhaberin Agentur heldenstreich

 

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